Wingertshäuschen am Joachimskreuz


Unser Weinbergshäuschen "Groißehäuschen" hat einen besonderen Preis 2023 gewonnen. Es ist zum schönsten Wingertshäuschen Rheinehssens gewählt worden. Hier geht's zur Nachlese der Prämierungsfeierlichkeit der Weinbruderschaft. Vielen Dank an alle Helfer! 


In der Gemarkung Ebersheim neben dem Joachimskreuz (Feldkreuz) steht ein 1998 erbautes außergewöhnliches Weinbergshäuschen.

Vorgängermodelle an gleicher Stelle wurden aus Stroh und Stickeln provisorisch gebaut und dienten besonders im Herbst zu Weinlese als Wind- und Wetterschutz für Wingertsschütz und Winzer. Der damalige Wingertsschütz rauchte gerne und viel, so dass das Strohhaus regelmäßig in Flammen aufging und neu errichtet werden musste.

In den Jahren 1980ger fand eine umfassende Flurbereinigung des Weinbergs in Ebersheim statt. Im Rahmen dieser Maßnahme wurden viele Flächen als Rand- und Saumstrukturen von den Landwirten und Winzern „liegen“ gelassen. Dies war einer der Gründe, den Weinberg zum Landschaftsschutzgebiet zu erklären. Besonders die langjährige Pflege und Tradition des Weinbaus im ca. 120ha großen Areal „Südhang und Südplateau Ebersheim“ durch Winzer, Landwirte und Ebersheimer führte zur Unterschutzstellung. Das „Tor“ zum Landschaftsschutzgebiet „Südhang und Südplateau Ebersheim“ bildet das Wingertshäuschen, es steht oberhalb zum Weinberg und bildet die Verbindung zum Ort Ebersheim.

Bei der Flurbereinigung in den 80ger Jahren blieb das Grundstück liegen und der damalige Vorsitzende des Vereins Jakob Groiß hatte die Idee, ein robustes und schönes Wingertshäuschen zu errichten, um den geänderten Bedürfnisse der Winzer und Landwirte nachzukommen. Eine massivere Bauweise wurde erforderlich, da Schussapparate zur Staren-Abwehr verstaut werden mussten. Bei einem der traditionellen Weinbergs-Rundgängen der Stadt Mainz, in denen der Oberbürgermeister die Weinbau-betreibenden Gemeinden besucht, wurde das Thema aufgegriffen und der damalige Oberbürgermeister Herman-Hartmut Weyel und Jakob Groiß beschlossen, das Wingertshäuschen stabiler und auch für den Weintourismus attraktiver zu erbauen.

Ein Architekt der Stadt erstellte den Plan. Der Bauern- und Winzerverein goß die Bodenplatte und mauerte das Grundgerüst, insgesamt wurden fast 2000 Arbeitsstunden in Eigenleistung durch den Verein durchgeführt - teils mit eigenen Maschinen. Viel Herzblut und Engagement stecken in dem Häuschen. Bei der Verkleidung mit Bruchsteinen halfen 5 Maurer der Stadt Mainz. Eine aufwendige Arbeit – es wurden alte Bruchsteine aus Abrissarbeiten im Ort weiterverwendet. Das Dach baute die ortsansässige Firma Holzbau Vollmer, die Ziegel sind extra gebrannt und besonders hochwertig. Zwischenzeitlich drohte immer wieder das Geld für weitere Maßnahmen „auszugehen“ und Jakob Groiß musste kreativ an Gelder zum Weiterbau und Fertigstellung kommen. Unternehmen wie die Raiffeisenbank, Sparkasse, Landhandel Ackermann, halfen mit Spenden. Auch Gelder der Stadt und aus Stiftungen halfen weiter.

 

Ein besonderer Blickfang ist die Mutter Gottes Grotte, die jahrelang von Frau Elisabeth Stumm gepflegt wurde. Die Figur wurde von David Ferdinand Mann gestiftet. Heute ist das Wingertshäuschen beliebter Treffpunkt zum Start für Wanderungen. Ebersheim ist größte weinbautreibende Gemeinde von Mainz (Great Wine Capital) und erfreut sich über viele Besucher. Das danebenstehende Joachimskreuz (Feldkreuz) und das Wingertshäuschen liegen auf einer Anhöhe und laden dazu ein, den wunderbaren Blick über das Rheinhessische Hügelland mit seinen Weinbergen zu genießen.